Was ist transformative Klima-Kommunikation?
Wir haben uns mit Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK), unterhalten.
„In einer Demokratie ist Kommunikation die unbedingte Voraussetzung für politisches Handeln und gesellschaftlichen Wandel. Das gilt selbstverständlich auch für die immensen Aufgaben im Hinblick auf die Transformation in eine klimaneutrale Zukunft. Aber wie wird zumeist kommuniziert?
Kommunikation, vor allem aus der Wissenschaft, bezieht sich oft ausschließlich auf die Vermittlung von Fakten; dahinter steckt die Annahme, dass die Menschen handeln würden, hätten sie nur das Problem „richtig verstanden“. Diese als Informations-Defizit-Modell bekannte Vorstellung ist jedoch wissenschaftlich längst widerlegt. Ja, Fakten sind absolut essenziell – aber sie sind eben nicht hinreichend, um zu handeln. Längst haben wir kaum mehr ein Wissensproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Aber auch eine Kommunikation, die in immer drastischerer Form vor die bedrohlichen Veränderungen des Klimasystems thematisiert, ohne gleichzeitig Lösungen aufzuzeigen, führt eher zu Klima-Angst als zu dem benötigten rationalen Dialog um geeignete politische Maßnahmen.
Zum Beispiel sind Geschichten mächtige Werkzeuge, um Menschen zu motivieren, sich für Veränderungen einzusetzen. Klimakommunikation braucht daher Zukunftsbilder und Geschichten des Gelingens – nicht zu verwechseln mit „Märchen des Gelingens“. Wissenschaftliches Wissen bleibt dabei die Grundlage aber es wird verbunden mit anderen Wissensbeständen und Erfahrungszugängen wie es sie in Kunst, Kultur, Medien oder auch Religion und Ethik gibt. Mit Formaten wie Kunstaktionen, Musik oder Filmen lässt sich an Wertvorstellungen verschiedener sozialer Gruppen und gesellschaftlicher Milieus anknüpfen. Ist das Anliegen die Bewahrung der Schöpfung oder die Nahrungsmittelsicherheit? Beides hat eine klimaneutrale Wirtschafts- und Lebensweise zur Voraussetzung. Transformative Klimakommunikation stärkt das Vertrauen in die Problemlösefähigkeit der Gesellschaft und ermöglicht Orientierung, an welchen Stellen individuelles Handeln und wo Politik-Entscheidungen vonnöten sind. Eine solche Klimakommunikation entsteht nicht „automatisch“. Sie benötigt die Entwicklung gemeinsamer Vorstellungen und Kooperation verschiedener Akteure. Nicht zuletzt muss die Wissenschaft selbst kooperativer vorgehen und strategischer kommunizieren, um ihre reiche Wissensproduktion besser in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Ohne institutionelle Unterstützung kann dies nicht gelingen. Hiervon sind wir noch meilenweit entfernt.“