Tarifkalkulation 2024: Herausforderung Wirtschaftslage
Inflation, stagnierendes Wachstum, negative Konsumindizes und turbulente Altstoffmärkte machen die transparente und nachhaltige Tarifkalkulation zu einer veritablen Herausforderung.
Seit nunmehr 30 Jahren ist die ARA der verlässliche Ansprechpartner der österreichischen Wirtschaft für alle Themen rund ums Recycling und für ressourcenschonende Stoffkreisläufe. Transparentes und nachhaltiges Arbeiten gehören zu unserem Selbstverständnis, mit dem wir unseren Kunden maximale Planungssicherheit garantieren.
Im Zentrum steht eine nachvollziehbare Tarifgestaltung, auf deren Stabilität sich unsere Kunden verlassen können. Unter diesem Gesichtspunkt möchten wir einen Ausblick auf die Tarifgestaltung 2024 geben. Gemäß der Non-Profit-Gestion der ARA folgt unsere Tarifberechnung dem Prinzip der Vollkostendeckung ohne Gewinnaufschlag. Die Kosten für die Sammel- und Verwertung von Verpackungen müssen durch Lizenzeinnahmen und die erwirtschafteten Verwertungserlöse gedeckt werden. Erlöse aus der Verwertung der gesammelten Altstoffe bilden damit die zweite wesentliche Finanzierungssäule und reduzieren packstoffspezifisch die Tarife.
Trotz eines Umfelds gesamtwirtschaftlicher Schwäche und hoher Unsicherheiten konnten wir im laufenden Jahr unterjährige Tariferhöhungen vermeiden. Für die Kalkulation 2024 fallen jedoch folgende Faktoren maßgeblich ins Gewicht:
Wirtschaftslage und Kostendruck
Die Wirtschaftsforschungsinstitute nennen als Gründe für die stagnierende Wirtschaftsleistung die hohe Inflation, steigende Zinsen, Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine sowie ungünstige internationale Rahmenbedingungen. Frühindikatoren, die Anhaltspunkte für die zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung liefern, deuten noch auf keinen Aufschwung hin. Auch wenn aktuell keine Rezession erwartet wird, bleibt die Unsicherheit groß.
Die Teuerung ist infolge von Umwälzungseffekten im Dienstleistungs- und Konsumgüterbereich angekommen, wodurch für die kommenden Jahre deutliche Zuwächse der Nominallöhne zu erwarten sind, die zu weiter steigenden Arbeitskosten (Lohnstückkosten) führen werden.
Dieser Kostendruck wirkt auf sämtliche Wertschöpfungsstufen der Sammlung und Verwertung und muss daher mit den korrespondierenden, erhöhten Risiken kalkulatorisch bewertet werden.
Lizenzmengen
Die massive Teuerung von Konsumgütern in Verbindung mit einer unsicheren politischen und wirtschaftlichen Gesamtsituation führen gemäß unserer Datenlage seit Herbst 2022 zu einem deutlichen Rückgang der Lizenzmengen. Jüngste Aussendungen zum Konsumverhalten der Österreicher:innen bestätigen diese Entwicklung. Die für die nächsten Jahre prognostizierten Bruttoreallohnzuwächse werden diese Entwicklung vermutlich umkehren, wobei wir allerdings nicht davon ausgehen, dass die anfallenden Verluste bereits im kommenden Jahr kompensiert werden können.
Da unser ARA-Sammel- und Verwertungssystem auf eine erfassbare Ziel- bzw. Sollmenge ausgelegt werden muss, ist es angesichts temporärer Schwankungen kaum skalierbar. Sinkende Lizenzeinnahmen haben daher nicht unmittelbar eine Kostenreduktion durch herunterfahrbare Systemerhaltungskosten zur Folge.
Mit der sich abzeichnenden Teuerung von Vorprodukten und der Sorge um Lieferengpässe aufgrund des Ukrainekrieges haben zahlreiche heimische Unternehmen Vorratskäufe an Verpackungsmaterialien (vor allem Glasverpackungen) getätigt. Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung sind ungeplante Abgeltungszahlungen für den Packstoff Glas an die Kommunen, die durch die Tarife der Jahre 2022 und 2023 nicht annähernd gedeckt werden konnten.
Rohstoffpreise im Sinkflug
Volle Läger und die stark sinkende Nachfrage nach (Sekundär-)Rohstoffen sorgen auf den Altstoffmärkten für einen veritablen Preisverfall. Vor allem bei Altpapier und Kunststoffen waren in den letzten Monaten drastische Preiseinbrüche zu verzeichnen. Die Aussichten auf eine Trendumkehr sind derzeit nicht abschätzbar und demensprechend vorsichtig zu kalkulieren.
Nachdem die zu erwartenden Verwertungserlöse wesentlich zur Finanzierung der Sammel- und Verwertungskosten beitragen, belasten angespannte Sekundärrohstoffmärkte – je nach Packstoff – die korrespondierenden Lizenztarife.
Regulatorische Unsicherheit
Mit den Novellen zum Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) und zur Verpackungsverordnung (VVO) wurden die gewerblichen Sammel- und Verwertungssysteme dazu verpflichtet die Transporte von der Anfallstelle zur Übergabestelle aus den Lizenzentgelten zu finanzieren. Es besteht allerdings nach wie vor Unklarheit darüber, in welcher Höhe die dafür angesetzten, angemessenen Vergütungssätze zur Anwendung kommen werden.
Ausblick 2024
Den Wirtschaftsprognosen folgend, rechnen auch wir mit einer mittelfristigen Erholung der österreichischen Wirtschaft und somit mit einer Konsolidierung der ökonomischen Rahmenbedingungen. Unter Berücksichtigung der oben beschriebenen Faktoren ist es allerdings unausweichlich, eine Anpassung der Tarife 2024 nach Maßgabe der packstoffspezifischen Effekte vorzunehmen. Sämtliche Tariflisten werden fristgerecht veröffentlicht und über unsere ARA-Kanäle kommuniziert werden.