14.12.2022

EU-Wirtschaft: Digitaler Produktpass

Die EU hat mit dem Green Deal die Öko-Designrichtlinie festgelegt, welche die Digitalisierung von Produkten und Kreislaufwirtschaft durch standardisierte Daten fördern soll.

Digitaler Produktpass

Digitalisierung, Konnektivität und Transparenz sind Schwerpunkte, die unsere industrielle Gesellschaft schon lange beschäftigen. Mit dem Ziel die europäische Wirtschaft grüner, aber gleichzeitig auch widerstandsfähiger zu gestalten hat die EU den digitalen Produktpass (DPP) ins Leben gerufen. Denn Europa ist ein rohstoffarmer Kontinent, und in Zeiten von Ressourcenknappheit ist es umso wichtiger, Abfall zu vermeiden und möglichst viele Produkte und Rohstoffe im Kreislauf zu halten.

Förderung der Kreislaufwirtschaft durch Daten

Der digitale Produktpass ist ein wichtiger Baustein des europäischen Green Deals, der vor allem die Kreislauffähigkeit des EU-Binnenmarktes fördern soll. Der Pass gilt dabei für alle Produkte, die im europäischen Raum gehandelt werden – außer für Lebensmittel, Tiernahrungsmittel und Produkte aus dem medizinischen Bereich. Dabei wurden vier Gruppen priorisiert: Batterien, Textilien, elektronische Produkte und der Bau-Sektor. In mehr als 30 verschiedenen Rechtsakten wurden weitere Produktgruppen spezifiziert. Das Ziel der EU: Der digitale Produktpass soll wesentlich mehr Transparenz bieten und die Lebensdauer von Produkten und deren Rohstoffen verlängern. Mithilfe der digital gespeicherten Informationen sollen diese wieder separiert werden, um daraus erneut Rohstoffe zu gewinnen.

Ökologische und ethische Verantwortung bei Produkten

Bei Produkten soll künftig eine dezentrale Datenstruktur hinterlegt werden. Diese hat zwei Vorteile: Konsument:innen erhalten beispielsweise per QR- oder Strichcode Informationen zu den Produkten. Dabei soll ersichtlich sein, unter welchen ethischen Bedingungen es erzeugt wurde und aus welchen Inhaltsstoffen das jeweilige Produkt besteht. Unterschieden wird zwischen beschreibenden Daten – also Daten zu Inhaltsstoffen, zu ethischer Herstellung etc. und sogenannten Event-Daten. Letztere sind vor allem für das Recycling oder die Weiterverarbeitung von Produkten von Relevanz, denn aus diesen Informationen soll der gesamte Lebenszyklus des Produktes klar dargestellt werden. Was ist vom Herstellungsprozess über die Lieferung bis hin zum Recycling damit passiert – wer hat dieses zu welcher Zeit in die Hand genommen und weiterverarbeitet? Parallel ist für wirtschaftliche Akteur:innen die Supply Chain nachvollziehbar, und die Inhaltsstoffe oder einzelnen Komponenten sind auf einen Blick ersichtlich. Damit wird das Recycling wesentlich vereinfacht. Die EU ebnet mit dem digitalen Produktpass den Weg von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft. Der Dokumentationsaufwand für Produzent:innen, Hersteller:innen und Verarbeiter:innen ist wesentlich höher als bisher. Viele Kritiker:innen sind zudem der Meinung, dass sich dadurch für europäische Produkte ein Wettbewerbsnachteil ergeben würde. Vor allem Wirtschaftsvertreter:innen warnen vor zu viel Bürokratie und unerfüllbaren Auflagen. Der digitale Produktpass ist aber nicht nur in der Klimaschutzfrage relevant, sondern soll eine entscheidende Rolle bei der Kriminalität mit Abfällen spielen. Das Problem ist, dass wertvoller Abfall ungenützt bleibt, vor allem Elektroschrott, der laut EU-Kommission die am schnellsten wachsende Abfallquelle ist. Mit der Richtlinie will die EU entschlossen gegen illegalen Abfallhandel und gefährliche Mülldeponien vorgehen, auf denen die wertvollen und zum Teil hochentzündlichen Rohstoffe von Elektroabfall lagern. Die Einführung des digitalen Produktpasses wird weitreichende Investitionen erfordern. Allerdings sollte dieser eine kreislauforientierte Wirtschaft unterstützen, was wiederum in den Klima- und Umweltschutz einzahlt.