EU-Taxonomie: Weckruf für Digitalisierung
Der Europäische Green Deal der EU bringt weitreichende Änderungen und Auswirkungen mit sich – sowohl gesellschaftlich als auch sozial, und vor allem wirtschaftlich. Dieser tiefgreifende Impact ist dringend notwendig.
Bis 2050 soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Dafür müssen die wirtschaftlichen Vorgänge hin zu zirkulären Prozessen transformiert und vor allem auch Finanzströme hin zu nachhaltigeren Wirtschaftstätigkeiten gefördert werden. Die EU hat dazu im Rahmen der EU-Taxonomie Wirtschaftshandlungen definiert, die am stärksten zur Erreichung der Klimaziele beitragen sollen. Einheitliche Standards auf dem gesamten Kontinent sollen Unternehmen zusätzliche Rechts- und Handlungssicherheit bieten. Dieser Wandel erfordert neben regulativen Änderungen und Vorgaben auch kollektive Anstrengungen von der Wirtschaft. Vor allem im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung bringt die Implementierung der EU-Taxonomie neue Offenlegungspflichten mit sich.
Eine aktuelle Studie von PwC zeigt jedoch: Viele Unternehmen unterschätzen den Umsetzungsaufwand. So geben fast vier von zehn Betrieben an, sich noch nicht mit der neuen Verordnung befasst zu haben – was besonders kritisch bei dem Umstand ist, dass Unternehmen über „grüne“ Umsätze, Investitionsausgaben und operative Aufwendungen berichten müssen und diese Kennzahlen zudem in naher Zukunft prüfungspflichtig werden. Diese Änderungen bedeuten für viele in den meisten Fällen eine Erhebung neuer Kennzahlen sowie eine Anpassung von Prozessen und IT-Systemen.
Nachhaltigkeit ist in der Wirtschaft angekommen
Auch in Hinsicht auf diese digitale Transformation zeigen sich die insgesamt 170 befragten Betriebe aus Österreich, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz nicht up to date: Die Erhebung dieser essenziellen, nichtfinanziellen Kennzahlen ist noch kaum standardisiert und automatisiert. 64% der Unternehmen, die im Rahmen der Erhebung befragt wurden, verwenden für die Berichterstattung Excel-Tabellen, nur 34% setzen auf spezialisierte Tools. Nicht nur gegenwärtig, sondern auch in Hinblick und als Vorbereitung auf die Zukunft besteht Investitionsbedarf: So hat zwar fast jedes zweite Unternehmen ein Budget für Implementierungsprojekte zu Nachhaltigkeit oder EU-Taxonomie eingeplant. Allerdings sehen nur 4 % vor, dezidiert in die Erhebung der für die EU-Taxonomie notwendigen Daten zu investieren; der Großteil plant allgemeine Investitionen in Nachhaltigkeitsprojekte.
Expert:innen raten allerdings davon ab, die Investitionen in die EU-Taxonomie mit jenen in andere, allgemeinere Nachhaltigkeitsprojekte zu vermischen – nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen in der Berichterstattung erforderlichen Angaben. Allgemein lässt sich jedoch positiv anmerken, dass Nachhaltigkeit endgültig im wirtschaftlichen Denken und Handeln angekommen ist. Bereits drei von vier Befragten geben an, über eine unternehmensinterne Nachhaltigkeitsstrategie zu verfügen, und bei knapp neun von zehn Betrieben werden auch nichtfinanzielle Daten der Geschäftsführung vorgelegt.
Mut zur Digitalisierung ist unverzichtbar
Die ARA steht der Einführung der EU-Taxonomie positiv gegenüber, da diese das Ziel einer zirkulären Wirtschaft fokussiert und das Unternehmen weiterhin ein zuverlässiger Partner für Rechtssicherheit und zeitgemäße Services ist. Das Bekenntnis zu nachhaltigem Handeln ist sowohl auf wirtschaftlicher als auch regulativer Ebene deutlich vorhanden. Der Weg zu einem klimaneutralen Kontinent ist somit vorgezeichnet – Mut zur Digitalisierung und Innovation sind für weiteren Fortschritt unverzichtbare Must-haves.