Die 10R der Kreislaufwirtschaft
2015 rief die Europäische Kommission den Aktionsplan „Circular Economy“ ins Leben. Um diese Maßnahmen für die österreichische Kreislaufwirtschaft zu gestalten, hat das Bundesministerium für Klimaschutz in Zusammenarbeit mit Ministerien eine nationale Strategie erarbeitet, die im Dezember 2022 beschlossen wurde.
Im Zuge dessen wurden zehn Grundsätze mit den Zielen definiert, Ressourcenverschwendung zu vermeiden, zu verringern, Ressourcen wiederzuverwenden und Produkte, Systeme sowie Dienstleistungen und Geschäftsmodelle von Beginn an zirkulär zu gestalten („circular by design“). Um diese Grundsätze für die Kommunikation greifbar und auch griffig zu gestalten, wurden zehn Begriffe definiert, deren sprachliche Gemeinsamkeit der Anfangsbuchstabe „R“ bildet: Die 10R der Kreislaufwirtschaft dienen als Leitfaden zur Entwicklung von Maßnahmen, um die Zirkularität zu erhöhen.
Erster Grundsatz: intelligente Herstellung und Nutzung von Produkten/Infrastruktur
1. Refuse
Mit Refuse ist gemeint, bewusst auf den Kauf, bzw. die Nutzung von Produkten und Materialien zu verzichten, die unnötigen Abfall erzeugen.
Das kann z.B. der Verzicht auf Einkaufssackerl oder Take-away Schachteln durch das Mitbringen eigener Taschen und Behälter sein oder das Weglassen von Verpackungsmaterial, das keinen Mehrwert für den Schutz oder die Funktion eines Produktes hat.
2. Rethink
Wandel beginnt im Kopf. Rethink setzt genau hier an und fordert auf, die eigenen Konsumgewohnheiten, bzw. Produkt- und Serviceangebote zu überdenken.
Ein gutes Beispiel für dir praktische Umsetzung dieses Aspekts sind Sharing-Geschäftsmodelle, bei denen ein Produkt von mehreren Parteien durchgängig genutzt wird und damit die Anschaffung mehrere vergleichbarer Artikel ersetzt, die oft nur unregelmäßig in Verwendung sind.
3. Reduce
Unter Reduce versteht man das Bestreben weniger Materialien und Ressourcen zu verbrauchen.
Das kann durch die Reduktion des eigenen Konsumverhaltes und die verstärkte Nutzung wiederverwendbarer Produkte sein. Die Nutzung optimierter Verpackungen, die weniger Materialeinsatz erfordern, wäre ein weiteres Beispiel. Etwa dünnwandigere Weinflaschen, die weniger Glas verbrauchen.
Zweiter Grundsatz: Lebensdauer von Produkten/Infrastruktur verlängern
4. Re-Use
Wiederverwenden bedeutet, Produkte oder Materialien erneut zu nutzen, anstatt sie wegzuwerfen.
So kann die Pumpflasche bei der Handseife ruhig öfters nachgefüllt werden, die Einkaufstasche immer wieder für den Wocheneinkauf genutzt werden und Versandkartons für eigene Postsendungen herhalten. Für Unternehmen bietet sich hier eine große Chance an, für die Mehrfachnutzung angepasste Produktpaletten und Infrastruktur zu entwickeln.
5. Repair
Zahllose Produkte und Gebrauchsgegenstände landen täglich im Müll, obwohl sie noch funktionstüchtig wären.
Flicken, Verschleißteile tauschen oder kleinere Schäden beheben – es gibt viele Arten, wie die Lebensdauer von Gegenständen verlängert werden kann. Auf der anderen Seite sollten Produkte auch so von den Herstellern konzipiert werden, dass sie einfach zu reparieren sind, etwa durch modulare Bauweise oder ein weitreichendes Angebot an Ersatzteilen.
6. Refurbish
Die Frischzellenkur für den Altbestand. Nicht immer muss etwas Neues her, wenn dem bereits Vorhandenen mit einem neuen Anstrich, neuer Software oder einem Komponenten-Upgrade ein Level-Up beschert werden kann.
Geschäftsmodelle, die Gebrauchtwaren aufpolieren fallen genauso in diese Kategorie, wie die Möglichkeit die Lebensdauer von Handys und Computern mit regelmäßigen Software-Updates zu verlängern.
7. Remanufacture
Damit ist gemeint, dass funktionierende Bestandteile aus defekten Produkten in neue eingesetzt werden, die dieselbe Funktion erfüllen.
Also beispielsweise der funktionstüchtige Akku eines kaputten Laptops, der in einem anderen Gerät noch bestens seinen Dienst tun kann. Das langfristige Ziel besteht darin flächendeckend möglichst standardisierte und untereinander austauschbare Komponenten auf den Markt zu bringen. Die Durchsetzung des USB-C Kabels als Standard für Handy-Ladekabel in der EU wäre so ein Beispiel.
8. Repurpose
Materialien und Produkte, in neuen Verwendungsform ein zweites Leben einhauchen – oft umgangssprachlich auch als „Upcycling“ bezeichnet.
Vor allem in der Modebranche finden sich bereits einige Beispiele für angewandtes Repurposing: Alttextilien als Ausgangsmaterial von Fashion-Kollektionen, ausgemusterte LKW-Planen in der Taschenherstellung oder Elektroschrott als Rohstoff für Schmuckstücke.
Dritter Grundsatz: Materialien wiederverwerten
9. Recycle
Materialen werden neu aufbereitet und als Sekundärrohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt. Wiederverwertbare Materialen werden unter anderem in neue Produkte umgewandelt.
In Österreich stellt die ARA seit über 30 Jahren sicher, dass Altstoffe aus den Sammelbehältern zuverlässig und in bestmöglicher Qualität wieder ihren Weg in den Produktionsprozess finden.
10. Recover
Wenn gar nicht mehr geht, geht's in die thermische Verwertung.
Haben Materialien und Produkte entweder schon so viele Zyklen durchlaufen oder können durch keines der anderen R's genutzt werden, werden sie nach Möglichkeit noch zur Energiegewinnung in Müllverbrennungsanlagen genutzt. So lassen sich fossile Brennstoffe teilweise ersetzen. Das ausgesprochene Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, die Menge des Recover-Material auf das Minimum zu reduzieren.